Eine Definition

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (oder auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Typus Borderline) ist keine Erkrankung der Neuzeit. Schon in den Schriften von Homer und Hippokrates wird das Krankheitsbild beschrieben und Gustave Flaubert veröffentlichte 1856 die Geschichte der an Boderline leidenden Madame Bovary. Aber erst 1938 veröffentlichte der amerikanische Psychoanalyst Adolph Stern den ersten wegweisenden Artikel über Patienten, die er weder psychotisch noch neurotisch einzuordnen wusste, da sie in beiden Gebieten "auffällig" waren. So kreierte er den Begriff "Borderline", um die Grenzgänger irgendwie kategorisieren zu können.

 

Im Jahr 1980 wurde die Persönlichkeitsstörung "Borderline" erstmals im amerikanischen DSM III (Diagnostisches und Statistisches Manual der Persönlichkeitsstörungen) aufgenommen und erst 11 Jahre später auch in den ICD-10, der 10. überarbeiteten Auflage der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen der WHO. Nun hatte das Kind einen Namen, was oftmals hilfreich für Betroffene und Angehörige ist, da sie endlich wissen, woran sie sind.

 

Zeitgleich werden Menschen mit Borderline mit Vorurteilen und Mythen behaftet, die es zu löschen gilt. "Das sind doch die, die sich ritzen" ist wohl die häufigste Aussage, wenn man über Borderline spricht.

Darüber hinaus werden die Aussagen verbreitet, dass hauptsächlich Frauen an Borderline erkranken, dass Borderliner manipulieren und ihr Verhalten ändern könnten, wenn sie nur wollten. Dass man Borderline erst im Alter von 18 Jahren diagnostizieren kann und dass Borderline nicht heilbar ist. Wir wollen hier an dieser Stelle kurz klarstellen, dass es sich bei den beispielhaft genannten Punkten um Mythen und Vorurteile handelt.

 

Das gestörte Selbstbild

 

Auch medizinisch betrachtet ist seit 2005 einiges anders: Die Nähe zum schizophrenen Formenkreis ist erstens widerlegt. Zweitens ermöglichen die modernen medizinischen Verschlüsselungssysteme (DSM-5, DMS-5 Alternativ-Modell sowie ICD-10) eine Diagnose, da sie die Erlebens- und Verhaltensmuster der Betroffenen beschreiben.

 

Im Kern geht es bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung heute darum, dass das Selbstbild gestört ist – und als Folge auch alle sozialen Beziehungen. Dabei sind die Erscheinungsbilder so facettenreich (neben der emotionalen Instabilität treten oft Depressionen, Ängste und selbstverletzendes Verhalten auf), dass selbst Experten die Erkrankung manchmal erst nach längerer Behandlungszeit bei ihren Patienten diagnostizieren können. Die ausschlaggebenden Kriterien für die BPS sind die reale oder imaginative Angst, verlassen zu werden, intensive und zugleich instabile zwischenmenschliche Beziehungen sowie die symbiotische Identifizierung mit einer nahestehenden Person.

 

Und die Ursache? Die Wissenschaft geht davon aus, dass drei Faktoren an der Entstehung dieser Persönlichkeitsstörung beteiligt sind: frühe Bindungsstörungen bzw. Traumata, die genetische Veranlagung und neurologische Vorgänge. 

 

Borderline kann geheilt werden

 

Auch wenn es Therapeuten gibt, die auf Betroffene ablehnend reagieren (da diese häufig in ihrer Not oftmals scheinbar manipulativ reagieren und nur zeitaufwendig behandelbar sind): Es gibt engagierte Fachleute, die mit psychotherapeutischen, psychodynamischen, trauma- und verhaltenstherapeutischen Methoden (u.a. der dialektisch-behavioralen Therapie) unseren Nahestehenden helfen können. Denn entgegen früherer Annahmen geht die Wissenschaft davon aus, dass die BPS – mitsamt den veränderten Hirnaktivitäten – heilbar ist. Voraussetzungen sind jedoch, dass die/der Betroffene erstens Einsicht in seine Erkrankung und zweitens den Mut hat, an ihren/seinen Verhaltensstörungen und ihrem/seinem Trauma zu arbeiten.

 

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